Was für ein Tag!
Morgens um halb sieben fragt mich mein Göttergatte relativ liebevoll wie lange ich noch zu schlafen gedächte. Offensichtlich ist der Ehefrieden wieder hergestellt. Ich antworte nach einem Blick auf die Uhr: „Vielleicht noch ein bisschen, so bis gegen halb acht.“ Der Kaffee sei fertig, verkündet er. Ich will den Frieden nicht gleich am Anfang unter Beschuss nehmen, also rappele ich mich hoch und stiefele in die Küche. „Du brauchst noch nicht aufstehen!“ kommt jetzt fast reumütig von ihm. „Doch, ist schon okay:“ daraufhin von mir. Ein Schluck Kaffee weckt die Lebensgeister und das kalte Wasser des Pools gibt so richtig Schwung.
Wir werkeln noch ein bisschen rum (aufräumen, online gehen und Mails checken) und dann gibt es Frühstück. Zum krönenden Abschluss die Reisetablette für Jürgen, damit ihm die Bootsfahrt besser bekommt, bzw. damit ich Ruhe gebe mit meiner unnötigen Besorgnis.
Sachen gepackt – dafür krame ich eine Strandtasche hervor, die ich extra für den Florida-Urlaub 2008 gekauft habe (und seitdem nicht mehr benutzt). In der Tasche fliegt irgendwas rum (nein, nicht wirklich fliegend sondern eher liegend) und zu meinem Erstaunen habe ich nach erfolgreichem kramen 2 kleine Muscheln in der Hand. Die stammen noch vom Fort Meyers Beach und haben jetzt ihren Heimathafen sozusagen wieder erreicht. Wer schleppt (ist jetzt reichlich übertrieben von schleppen zu sprechen) schon Muscheln von Florida nach Deutschland und wieder zurück nach Florida? Ich – eine meiner speziellen Eigenschaften!
In der Tasche landen jetzt die Tauchsachen (nur Schuhe, Maske und Schnorchel), man weiß ja nie was so angesagt ist und üblicherweise hat man ja immer dann die Sachen nicht dabei, wenn man sie braucht. Ein Päckchen Cracker, Sonnenmilch, Brille und Geldbörse. In den Rucksack kommen die Kameras, ein Zusatzobjektiv und eine Ersatzspeicherkarte von 8 GB.
Um viertel vor neun sitzen wir gestiefelt und gesport im Cabrio mit offenem Verdeck (war noch so!). Die Navi hätte gern Saft (kriegt sie, bevor sie sich aus Rache eine neue Sprachauswahl zulegt) und die Fahrt geht los.
Es ist wieder extrem einfach: wie üblich rechts-links, dann am Veterans nach rechts abbiegen und hoch bis zu Pine Island Road. Dort links und nach Matlacha Isles.
Unser Bootsguide (Hermannn, der Hausverwalter von unserem Hauseigentümer) wohnt total idyllisch (wenn auch etwas ab vom Schuss) auf einer Miniinsel, die vor der großen Insel Pine Island liegt. Auch sein Haus direkt an einem Kanal. Dort warten zu unserer Freude zunächst einmal 2 schwarze Katzen in der Auffahrt auf uns und dann kam die Dame des Hauses auch schon angelaufen und begrüßte uns voller Eifer. Sie ist auch (wie ihr Mann) eine waschechte Österreicherin (aus der Steiermark) und der Dialekt ist echt witzig. Zunächst entschuldigte sie sich für die Unordnung (habe ich gar nicht wahrgenommen) und dann kam die Bitte den Wagen woanders abzustellen, denn den Platz bräuchte ihr Mann, der gerade zum Benzin holen unterwegs war. Wir entschuldigten uns im Gegenzug für das viel zu frühe Erscheinen, damit waren wir quitt. Ich setzte den Wagen auf Geheiß vor die Nachbargarage und während Jürgen mit Hermanns Frau Dagi direkt über Gott und die Welt quatschte ging ich erstmal auf Katzensuche. Ein schwarzer Kater kam auch ganz zutraulich auf mich zu (übrigens einer von 8 Katzen – alles Findelkinder!) und ließ sich ausgiebig streicheln. In solchen Augenblicken fehlen mir unsere Miezekatzen dann doch sehr und stellvertretend wird dann auch gern eine fremde Katze gekuschelt.
Nach einiger Zeit kam auch Hermann und bugsierte seinen Anhänger in die Auffahrt. Dann wurden eine Menge Benzinkanister durch den Garten zum Haus geschleppt, es waren mindestens 6!
Die Hausherrin führte mich derweil durch das Haus und den Garten und hatte auch nichts dagegen, dass ich die ganze Pracht (sowohl innen als auch außen) fotografierte – Web-Veröffentlichung mit in begriffen. Sie entschuldigte sich noch mehrfach für die Unordnung, ich empfand das aber sogar als sehr authentisch, denn eine „Schöner Wohnen“-Wohnung ist doch langweilig und leblos.
Das Haus ist streckenweise noch Baustelle, denn das letzte ist ihnen bei einem Hurrikan (ich glaube 2002) weggeflogen und der Wiederaufbau geht schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht von jetzt auf gleich. Wir erfuhren von ihr auch einiges zum Thema auswandern und wie schwierig und kompliziert das auch in ihrem Fall gewesen ist. Mit 2 kleinen Kindern (Mädchen) sind sie vor 12 Jahren nach Florida gekommen und haben sich hier mühsam eine neue Existenz aufgebaut. An eine Rückkehr in die Steiermark denken sie nicht, auch Kati (17, die älteste Tochter) fühlt sich ganz amerikanisch. Gott sei Dank hat diese Familie nicht die typisch amerikanischen XXL-Maße angenommen, alle sind schlank und sportlich. Sorry, aber ich komme gerade nicht umhin das mal anzusprechen, nachdem ich hier in den vergangenen Wochen derart viele Übergewichtige gesehen habe. Nichts gegen „kräftige“ Menschen, aber hier gibt es nicht nur „starke“ oder „kompakte“ – hier sind viele Leute echt – sorry – fett! Und die haben mit Sicherheit nicht alle Schilddrüsenfehlfunktionen oder Hormonstörungen. Aber lassen wir besser dieses unliebsame Thema…
Nachdem ich Haus und Garten eingehend begutachtet hatte (so herrlich wild und romantisch in manchen Ecken) schaute ich den Männern beim betanken des Bootes zu. Hermann werkelte und Jürgen trug die Verantwortung und kontrollierte alles mit Abstand!
Jetzt verstand ich auch den Hinweis auf Sonnenschutzfaktor 50 – dieses Boot war zwar nicht gerade klein (ich schätze mal so 7 – 8 Meter von Bug bis Heck), aber es gab kein Sonnendach oder ähnliches. Okay, dann war eben ein bisschen Sorgfalt mit der Sonnenbestrahlung angesagt.
Es war schon wieder schweineheiß (um halb zehn morgens) und während der Vorbereitungen suchte ich dann besser wieder ein schattiges Plätzchen auf und verabreichte meinem Mann ein Käppi. Er maulte zwar, ließ sich dann aber doch überzeugen. Mama Oswald half fleißig beim Öl auffüllen mit und Töchterchen Kati tauchte dann auch auf. Sie wollte den Ausflug mitmachen, denn gerade sind Osterferien. Ich freute mich darüber, denn ich bin gerne mit jungen Menschen zusammen. Die sind so herrlich unkompliziert und gerade Mädels auch oft sehr albern, das kommt meiner eigenen (zurück gebliebenen?) Mentalität sehr entgegen.
Um kurz nach zehn ging es dann auch endlich an Bord und mit Gewinke vom Bootssteg weg ins Abenteuer.
Zunächst schipperten wir gemächlich durch die Kanäle, erst mal weg von der kleinen Insel Matlacha. Die Bucht zwischen Matlacha und Pine Island wird von einer Brücke geteilt, dort sahen wir schon 2 Delfine im Wasser. Kurzer Halt, aber sie waren schnell wieder verschwunden. Dann gab es noch ein paar Infos zur Insel und der Brücke und die Überlegung, in welcher Route wir den Bootsausflug unternehmen wollten. Kati hatte direkt konkrete Vorschläge und da Jürgen und ich ja nun mal überhaupt keine Ideen hatten beschlossen wir ihr zu folgen. Also unter der Brücke durch und raus in die Bucht. Bislang ging ja noch alles ganz gemächlich ab, aber dann steckten Vater und Tochter die Käppis weg und ich dachte mir, dass tun wir mal besser auch, das wird schon Sinn machen.
Und dann ging’s ab, der Motor röhrte ordentlich und das Boot nahm Fahrt auf. Ein Käppi wäre da auch ratz-fatz davon gesegelt und festhalten war angesagt. Der Fahrtwind war so schön – die frische Luft prallte förmlich in die Nase und ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer ließ das Adrenalin durch die Blutbahn sausen.
Das Boot klatschte oft echt heftig auf die Wellen und es rumste ganz gut. Zunächst hatte ich doch fast ein bisschen Sorge wie lange der Rumpf das wohl aushalten würde, aber Hermann würde schon wissen was er tut.
Ein Blick nach links – dort stand Jürgen in Schrittstellung und gebeugten Knien wie ein Surfer und hielt sich gut an der Reling fest. Hoffentlich macht sein Rücken das mit, dachte ich, aber er sah ganz zufrieden und munter aus.
Immer wenn uns Boote begegneten gab es hinterher über die Bugwellen ein paar besonders heftige Klatscher, das machte echt Spaß!
So ging es eine ganze Weile schnurstracks – oder sagen wir besser schnurhops – über das Meer. Linker Hand vermuteten wir Fort Meyers, aber Hermann klärte auf, das sei noch Cape Coral. Ganz schön lang die Küste so vom Meer aus betrachtet. Dann kamen wir durch eine weitere sehr lange Brücke, die führt den Verkehr nach Sanibel Island. Wenn man drüber fährt (haben wir 2008 gemacht) kommen einem die Entfernungen nicht so gewaltig vor wie auf dem Wasser.
In der Bucht sind so eine Art Hinweisschilder angebracht, die sind auch durchnummeriert. Wieso man mal rechts und mal links dran vorbei rauscht weiß ich nicht, hatte jedenfalls was von einer Mischung aus Rollercoaster und Slalom. Cool!
Wir sind dann mit relativ viel Speed an der Küste von Sanibel vorbei gefahren, aber immer wenn es etwas zu gucken gab (im Wasser oder an Land) hat Hermann die Fahrt verlangsamt und ich konnte Fotos machen oder filmen. Wieder tauchten ab und an vereinzelt Delfine auf und ich hatte meine helle Freude bei jeder Sichtung. Das Fotografieren gestaltete sich schwierig, denn kaum war einer aufgetaucht war er auch schon wieder weg und man wusste ja nie, wo er als nächstes wieder auftaucht und ob überhaupt. So verging mit Sightseeing eine weitere halbe Stunde und dann fuhren wir näher an die Küste heran. Auf Sanibel folgt die Insel Captiva und auch hier reihen sich Bungalows und Hotelbauten aneinander. Hermann zeigte uns eines der luxuriösesten Hotels, ich fand es unspektakulär und es tat sich dort auch recht wenig. Wir diskutierten ein bisschen über die Vor- und Nachteile von Reichtum, aber ich kam wieder zu dem Ergebnis (jedenfalls für mich): ich bin glücklich über mein Leben – so wie es ist. Wir können uns vieles leisten, aber nicht alles und manches muss auch erst mal erspart werden. Das macht es aber für mich gerade zum Besonderen! Und ich bin persönlich ein „Vorfreude“-Fan! Gerade wenn noch einige Zeit bis zum geplanten Event vergeht, bin ich eher glücklich darüber, weil ich mich eben einfach so (fast kindlich) darauf freuen kann. Wenn wir jetzt so richtig reich wären, dann könnte man ja fast jede Idee sofort realisieren – und dann müsste schon wieder was Neues her. Nein danke, das brauche ich nicht!
So langsam stellte sich Hunger ein und Hermann hatte auch schon von einem guten Restaurant direkt am Meer gesprochen: The Green Flash in Captiva. Dort legten wir an und es ging direkt vom Bootssteg in das Restaurant. Auf der Tageskarte lachte mich ein Linguine-Gericht an und das bestellten wir auch. Sehr sahnig (also mächtig) aber superlecker. Dazu gab es „Shirley Temple“, das ist ein leckerer Kirschsaft mit viel Eis (Tipp von Kati, allerdings wusste sie mit dem Namen nichts anzufangen!).
Von Captiva aus ging es dann wieder mit ordentlich Tempo an den Inseln vorbei nach Cayo Costa. Ich habe mich ganz vorn auf den Bug gesetzt und ein bisschen „König der Welt“ (Titanic) gespielt. Es war echt berauschend im Affenzahn durch die Gischt zu rasen, irgendwie ist dieser Urlaub gespickt mit rasenden Erlebnissen.
An der nördlichsten Spitze von Cayo Costa hat sich eine sehr skurrile Landschaft aus abgestorbenen und teilweise verkohlten Bäumen gebildet, die dort nach dem letzten Hurrikan „gestrandet“ sind. Ein großer Teil der Insel ist auch zum Naturschutzgebiet erklärt worden, allerdings wäre es der am wenigsten besuchte Naturschutzpark der USA, erklärte uns Hermann. An einem idyllischen Strand gingen wir vor Anker und voller Vorfreude auf ein kühles Bad hüpfte ich ins Meer. Welch herbe Enttäuschung, das Wasser war lauwarm und wirklich wenig erfrischend, aber immerhin nass!
Wir planschten ein bisschen herum und dann fragte Hermann, ob wir mit ihm mal ein Stück um die Insel herumlaufen wollten, weg von den Strandgästen und in Richtung der seltsamen weißen Bäume am Strand. Jürgen hatte keine Lust, es war ihm einfach zu warm, aber ich bewaffnete mich mit dem Fotoapparat und wir gingen auf Fotojagd.
Schon nach nur ca. 50 Metern sahen wir einen großen dunklen Schatten im Wasser ganz nah am Ufer: einen Hai. Und der war nicht mal klein, sondern locker anderthalb Meter lang. Eine Frau kam uns entgegen und fragte, ob wir den Hai und das Manatee gesehen hätte – Hai ja, Manatee nein. Ich habe eine Menge von diesen abgestorbenen Bäumen im Wasser fotografiert (den Hai habe ich auch erwischt, aber man erkennt es nicht richtig!) – das waren echt faszinierende Motive.
Dann sind wir zum Schiff zurück und Jürgen hatte ein noch aufregenderes Abenteuer als unseren wegschwimmenden Hai: er hatte das Manatee gesehen. Es war urplötzlich im Wasser neben ihm aufgetaucht und er hat sich zunächst erst mal ziemlich derbe erschrocken über das Riesenvieh, was plötzlich längsseits von ihm schwamm. Erst als die Seehundschnauze mal kurz auftauchte hat er erkannt, um was es sich da handelte. Er hat es eine Weile beobachtet (und es ihn wohl auch) und als er dann wegschwamm um es in Ruhe zu lassen, da ist es hinterher gekommen. Jürgen hatte schon davon gehört, dass sie sich auch anfassen lassen und hat ganz vorsichtig den Rücken berührt. Daraufhin hat es sich wohlig zur Seite gedreht und ihm den Bauch zum kraulen hingehalten. Er hat es geraume Zeit gestreichelt und sich über die verschorfte buckelige Hautbeschaffenheit gewundert. Auch dieses Manatee war wohl schon öfter von Schiffsschrauben verletzt worden, aber es schien ihm offensichtlich gut zu gehen, denn es begleitete Jürgen noch ein paar Minuten, bis es dann wegtauchte. Das hätte ich natürlich gern in live miterlebt, aber man kann nun mal nicht Haie und Manatees gleichzeitig haben. Die Konstellation einen Hai zu streicheln und ein Manatee zu fotografieren wäre jetzt auch nicht so prickelnd gewesen.
Nach einem zweiten Bad haben wir dann das Boot wieder geentert und sind noch einmal um die Insel geschippert. Von da aus dann Kurs nach Cabbage Key (Pine Island Sound). Dort gibt es auch ein recht berühmtes Restaurant (Bar) und einen Aussichtsturm.
Wir legten am späten Nachmittag an und es war wundervoll ruhig dort – außer uns keine Touristen! Mittags ist da wohl mächtig was los und auch gegen Abend, aber ich brauche keinen Touri-Rummel! Das „Pub Wall“ ist recht seltsam, denn im Bar- und Restaurantbereich sind tausende von signierten Dollarnoten an Decken und Wänden befestigt. Viele Gäste hinterlassen dort eine Dollarnote mit ihrer Unterschrift und da kommt im Lauf eines Jahres allerhand zusammen. Der Erzählung nach hat das ganze damit angefangen, dass früher der Besitzer alles allein gemacht hat (Küche, Service, Kasse) und die Gäste wollten nicht so lange warten bis abkassiert wurde, sondern haben kurzerhand den Dollarbetrag irgendwo an die Wand gepinnt. Daraus ist dann der Brauch entstanden. Natürlich gibt es heute dort genug Personal, dazu gibt es überall dicke Filzstifte und Tesaband – damit kann man dann seine Dollarnote auch an die Wand bringen.
Einmal im Jahr werden die halb herabfallenden oder sich sonst wie lösenden Scheine eingesammelt und zur Bank gebracht. Die müssen die tatsächlich nehmen, denn es sind ja nach wie vor Geldnoten. Da kommen dann (angeblich, ich verbürge mich jetzt nicht für die Aussage, aber es ist glaubhaft) um die 30.000 Dollar zusammen. Es bleiben aber immer noch Scheine hängen und kleben und der „Zeitwert“ beläuft sich immer auf ca. 60 – 70-tausend Dollar.
Lustige Geschichte, ich habe mir dann auch direkt den Filzstift geschnappt und einen Dollar signiert. Dafür allerdings noch ein Stückchen freien Platz zu finden ist ein sinnloses Unterfangen, man patscht den Schein einfach irgendwo drauf. Noch mal einen leckeren Shirley Temple und dann zum Aussichtsturm. Die Insel beherbergt auch eine Menge Tiere neben der üppigen Vegetation (z.B. Parkinsonia Florida – Johannisbrot), da könnte ich mich doof knipsen. Gott sei Dank hatte ich in weiser Voraussicht die Ersatz-Speicherkarte mit, die musste nun auch dran glauben. Im Raw-Format sind die Bilder ja echt sehr „fett“, aber man kann wirklich noch sensationell viel nachbearbeiten.
Rauf auf den Aussichtsturm und von da aus die Insel bestaunt. An einer Seite (bin kein wandelnder Kompass, weiß also nicht wo das war, dem Stand der Sonne nach eher östlich) braute sich eine graue Wolkendecke zusammen und Kati hatte auch schon einen Blitz gesehen. Es war dann auch Zeit für die Weiterfahrt, Hermann telefonierte mit zuhause und es sah wettermäßig noch ganz gut aus.
Wir haben dann aber trotzdem gut Stoff gegeben und sind durch malerische Kanäle quer durch Pine Island eine Abkürzung gefahren. Die Wolkendecke war echt unheimlich, die dicken grauen Regenwolken türmten sich höher und höher und auf ein Gewitter auf dem offenen Meer hatte ich auch nicht so wirklich Lust.
Unseren letzten Halt haben wir uns verkniffen (den Namen habe ich vergessen, irgendwas mit Flamingos – ein Lokal!) und sind Richtung Heimat gedüst. Das war schon echt aufregend: Richtung Westen die Sonne (schon relativ tief) und im Osten immer fettere dunkelgraue Wolken!
Plötzlich sah ich Delfine im Wasser – relativ nah am Boot. Hermann hat (wie üblich) sofort das Tempo verringert und schließlich ganz gestoppt (Gewitter hin oder her) – und da waren sie: meine heißgeliebten Delfine! In kleinen Gruppen, ganz nah um unser Boot und in echter Spiellaune! Eine Mutter und ihr Baby, 7 auf einen Streich – überall um uns herum Delfine. Ich konnte gar nicht so schnell alles gleichzeitig: knipsen und filmen und in Entzücken ausbrechen. Nach einer Weile habe ich die dämliche Foto- und Filmjagd aufgegeben und einfach nur noch voller Glückseligkeit diese wunderschönen Tiere beobachtet. Man konnte sie immer schnauben hören – es war echt bewegend. Was für ein Tag!
Irgendwann musste ich mich losreißen, das ungemütliche Wetter rückte zusehends näher! Ich habe den Delfinen zum Abschied gewunken und mir das Bild noch mal ganz deutlich abgespeichert…
Jetzt ging es hart am Tempolimit zurück nach Matlacha. Die ersten Regentropfen fielen bald, aber wir hatten Glück, denn richtig heftig wurde es erst, als wir schon anlegten und ganz schnell mit Sack und Pack ins Haus verfrachtet wurden.
Inzwischen war es fast halb acht abends und wir waren insgesamt über 9 Stunden unterwegs gewesen. Kati hatte einen Sonnenbrand und verschwand schnell im Bad, der Rest der Familie kümmerte sich liebevoll um uns. Vicky (die jüngere Tochter) war gerade bei fb unterwegs und so wurden wir auch virtuell schnell Freunde.
Neben den 8 Katzen beherbergt die Familie auch eine große Landschildkröte (die umständehalber abgegeben werden musste) und einen Weißhaubenkakadu, ein sensationeller Vogel. Schon bei der Ankunft am Morgen waren wir Freunde geworden, er ist ungemein zutraulich und lässt sich sehr gern kraulen. Er schmiegt sich sogar richtig an den Hals und die Schulter wenn man ihn lässt. Jürgen wollte ihn auch mal auf die Hand nehmen, aber Snuggles wollte nicht – zu mir kam sie (ist ein Weibchen) allerdings sofort und wollte auch direkt wieder verwöhnt werden. Wenn man sie dann wieder am Käfig absetzt kann sie sehr ungehalten werden und tierisch rumkrakelen. Dann wieder „nuschelt“ sie in wer weiß was für einer Sprache vor sich hin, hört sich allerdings extrem menschlich an und man lacht sich über sie echt kaputt. Offensichtlich genießt sie diese Aufmerksamkeit, wenn aber jemand zum Kühlschrank geht und sich eine Coladose nimmt wird sie ganz hektisch. Diese Coladose wird bis auf einen klitzekleinen Rest geleert und dann bekommt sie sie und bugsiert sie in ihrer Klaue so, dass die Öffnung zum Schnabel zeigt. Und dann trinkt sie mit Lust und Wonne ein paar Tröpfchen Cola! Bier mag sie nicht, nur Coke – egal welche Sorte. Ein Bild für die Götter, ich habe gesagt sie sollten das mal filmen und bei den Colaherstellern als Werbeidee einschicken.
Als es dann endlich aufhörte zu regnen haben wir uns (fast schweren Herzens) auf den Heimweg gemacht. Ein sehr herzlicher Abschied von dieser überaus netten und nebenbei auch noch kompetenten Familie – ich kann Hermann und seinen Bootstrip nur wärmstens empfehlen!
Zuhause haben wir nur noch ein bisschen ins Web geschaut und eine Kleinigkeit gegessen. Das war ein langer und aufregender Tag, so viel frische Luft hat mich lange nicht mehr verwöhnt.
Morgen ist wieder Ruhetag angesagt, Jürgen hat Sonnenbrand auf den Unterarmen – echt heftig! Ich habe nix – Glück gehabt!