Wenn man wach wird und weiß, jetzt ist der Spuk bald zu Ende – das macht schon glücklich.
Wir trödelten rum und beschlossen zur Florida Mall zu fahren (und dort auch zu frühstücken) und von da aus weiter nach Titusville. Die Mall öffnete um 10:00 Uhr und wir waren kurz vor zehn da. Schöne weite kühle Gänge und kaum Menschen, was für eine Wohltat zu den vergangenen Tagen.
Zur besonderen Freude meines Mannes waren tatsächlich noch viele Läden zu, da konnte man also nichts kaufen! Aber wir hatten ja ein Ziel: den Apple-Shop. Jürgen braucht noch ein Kabel um sein Pad auch an den Fernseher anschließen zu können und da hier der Preis in Dollar exakt der gleiche ist wie in Euro kann man ja gut sparen.
Auf einem Geländeplan suchten und fanden wir erfolgreich unseren Laden und stolperten dabei über den M&M-Shop. Davon hatte Jürgen schon mal gehört und er meinte, den müssten wir uns unbedingt ansehen. Zu übersehen war er jedenfalls nicht, ein riesiges rotes M&M-Dragee kennzeichnete den Eingang. Just in diesem Augenblick fuhr das Absperrgitter hoch und wir enterten den Laden. Faszinierend, worin man M&Ms alles kaufen kann und weiter drinnen gibt es noch Taschen und Shirts und Leggins und was weiß ich noch alles mit Prints von M&M’s.
Natürlich kam ich an den Taschen nicht ohne Beute vorbei. In einem weiteren Bereich waren Sonderangebote und ich konnte es nicht glauben – ein fliederfarbenes Käppi für knapp 8 Dollar! Seit Tagen bin ich hier die Regale mit den Käppis rauf und runter (vor allem in den Parks) auf der Suche nach einem violetten Käppi, bislang vergeblich. Und hier liegen sie, sogar noch mit Glitzerschrift (boah wir kitschig!) – schöööön!
Dann noch ein paar Mitbringsel für zuhause in den Warenkorb (der mir freundlicherweise von einer Bedienung angereicht wurde) und mit meinen Schätzen zur Kasse. Der Laden ist echt einen Besuch wert: Florida Mall im Bereich nahe Macy’s.
Ein paar Geschäfte weiter war dann auch der Apple-Shop. Jürgen hat sein Kabel gefunden und wir hielten Ausschau nach einer Kasse – gibt es aber nicht. Unseren hilfesuchenden Rundblick hat aber ein Angestellter bemerkt und uns dann an Ort und Stelle gleich abkassiert mit einem I-Phone-ähnlichen Teil, wo man aber auch seitlich die Kreditcard durchziehen konnte. Der Kassenbon kam dann aber witziger Weise aus einem Drucker, der unter einem der Ladentische befestigt war – echt funktionell das Ganze.
Raus und zurück zum Parkplatz, langsam wurde es nämlich kritisch, denn alle Shops hatten jetzt geöffnet und Nana war in Einkaufslaune. Eine Haarbürste konnte ich noch schnell ergattern und dann hat mich der Herr schon weiter gescheucht. An einem Bistrobereich konnte ich ihn gerade noch ausbremsen, denn gefrühstückt hatten wir immer noch nicht. Hier wurden Sandwichs, Croissants und Subs verkauft, hinter der Theke ein schmächtiges dunkelhäutiges Männlein. Ich bestellte ein Croissant und ein Sub und wurde etwas gefragt, was absolut nicht zu verstehen war. Irgendwie hatte es einen Touch von „Wolle Rose kaufen?“ gepaart mit Mickey Mouse. Ein Inder! Okay, ich wiederhole also meine Bestellung.
Das mit dem Sub hat er jetzt verstanden, offensichtlich auch meine Angabe „Roast Beef-Cheese“. Dann wurde es echt abgefahren, denn die Frage: „Mistad o Minäs?“ habe ich nicht verstanden. Er wiederholte geduldig und ich sagte einfach „Yes.“ – Soll er doch was draus machen… Aaah – Senf (Mustard) oder Mayo hätte es geheißen, macht er halt beides drauf. „ Rien o blek elliv?“ – „Äh – black!“ (es konnten nur Oliven gemeint sein.) „Anjis?“ – „No, thanks!“ (Wahrscheinlich Zwiebeln!). Er packte noch Salat drauf und Tomate und eine weitere unverständliche Frage wurde von mir mit „Yes“ konstatiert – ich glaube, er wollte wissen ob es einpacken soll. Dann das „Kross’n“ – das war einfach, nämlich mit Schinken und Käse á la carte. Also ehrlich, Inder mit Sprachfehlern an einer Imbisstheke – echt eine Herausforderung.
Mit unseren Errungenschaften an einen Tisch und heißhungrig gegessen – lecker!
Raus aus der Mall ins heiße Auto, aber dank Klimaanlage lässt es sich dort schon nach 2 Minuten gut aushalten. Allerdings macht mir jetzt doch der M&M-Einkauf Sorgen – wohin bei der Hitze, damit sie nicht direkt schmelzen? Aber wie heißt es so schön: Schmilzt im Mund und nicht in der Hand (- dem Auto?).
Nun geht’s erstmal nach Titusville, eine knappe Stunde Fahrt von Orlando. Ich hatte anfahrtstechnisch gut recherchiert im Vorfeld und so erreichten wir ohne Umwege den Space-Park. Hier gibt es einige Monumente und Gedenktafeln, in der Hitze schaut man sich das dann aber nicht wirklich lange an. Der Park liegt an einem „Binnenmeer“ (war wohl mal Sumpf) und man hat von einem langen Pier aus eine wirklich tolle Aussicht auf das Gelände von Cape Canaveral. Da stand sie auch: ein kleiner Spitzer Aufbau ganz weit weg – das Spaceshuttle Endeavour. Von hier aus den Start zu erleben muss geil sein, oder auch nicht, weil dann bestimmt riesige Menschenmassen das Pier und den Park bevölkern. Egal, wir haben ja die Tickets für den Start-Aussichtsbereich vom KSC in der Tasche und dort können wir sicher genauso gut gucken (ohne Angst vom Pier ins Wasser geschubst zu werden - da waren nämlich keine seitlichen Geländer…)
Der Hinweis zu einem Museum ein paar Straßen weiter war verlockend, Jürgen kriegt einfach nie genug von alter wie moderner Raumfahrttechnik. Wir also dahin.
Von außen ein unscheinbarer Souvenirshop mit dem Hinweis auf das Museum (Eintritt frei!). Von drinnen immer noch ein kleiner Souvenirshop mit tausenden Merchandise-Artikeln zum gesamten Raumfahrtprogramm. Ein älteres Paar bediente und beriet die Kunden (eine Handvoll), ich stöberte längs den Regalen. Mein Lieblingsshuttle Discovery gab es in allen Größen und abgebildet auf allen erdenklichen Gegenständen – vom Mousepad bis zum Kugelschreiber. Hinten links ein Durchgang mit Hinweis auf’s Museum – okay, schauen wir mal was es da so gibt.
Und dann die Superüberraschung: auf kleinstem Raum (ich glaube es waren insgesamt 4 zimmergroße Räume) ohne Ende Originalteile, Modelle, Bilder, alte Computeranlagen und was weiß ich alles. Zwar sollte man das meiste nicht anfassen, aber so nah und nicht ausschließlich hinter Glas ist echt mal richtig interessant. Besser als KSC (meinte Jürgen – sogar mehrmals). Dann kam der ältere Herr und hat auch noch eine Menge aus dem Nähkästchen geplaudert. Zum Beispiel vom Bau der Saturn V – Halle. In nur 9 Monaten fertig gestellt. Allerdings fand der Rohbau in einer Zeit statt, wo es sehr viel regnete. Man musste also Pumpen einbauen, die täglich von Mitarbeitern einmal angeworfen wurden um den Bau trocken zu legen. An einem Wochenende hatte der hierfür eingeteilte Mitarbeiter zu viel gesoffen und war nicht dort gewesen. Am Montag kam ein Kollege und stellte mit Entsetzen fest, dass die ganze Grube für das Fundament der Halle 3 Fuß unter Wasser stand. Er rief beim Projektmanager an und teilte mit, er habe weniger Probleme mit dem Abpumpen (die Pumpen waren abgesoffen), als mit dem Ausquartieren eines 10 Fuß langen Alligators gehabt, der das „Becken“ am Wochenende bezogen hatte.
Zu vielen Exponaten konnte er die Herkunft und so manche amüsante Geschichte erzählen – erstaunlich, dass solche Menschen über Jahrzehnte tagtäglich die gleiche Geschichte mit immer neuer Begeisterung erzählen können.
Zum Schluss haben wir uns ins Gästebuch eingetragen und noch ein bisschen geshopt – und was sehe ich: die jetzige Mission STS 134 hat Käppis mit Aufdruck in lila! Zwei lila Käppis am selben Tag – das grenzt an ein Wunder. Auch dieses wanderte in ein plastic bag, mitsamt drei Mousepads und einem Hinweisschild „Spaceshuttle crossing!“ für den Flur zuhause. Und zwei Kühlschrankmagneten mit den Shuttlen Discovery und Endeavour – musste sein!
Zurück zum Auto, kurzer Check der M&Ms im Kofferraum: nix geschmolzen!
Nun nach Playalinda Beach, aber jetzt hatte die Navi keine Lust auf meine Straßenangaben und wir beschlossen eine Tanke aufzusuchen. Dort wurde uns auch ganz freundlich der Weg erklärt. War einfach: übernächste rechts und dann immer geradeaus: „Never ever leave this road!“.
Gesagt, getan. Wir fuhren dann auf eine Brücke zu, die kannte unsere Navi nicht! In ihrer Karte war da keine Brücke, nur Wasser. Jetzt verzweifelte die arme kleine Navi und das Auto der Anzeige drehte wie wild im Kreis! Jürgen empfand das als gerechte Strafe für das unkooperative Afrikaans der vergangenen Tage und freute sich diebisch über die völlig konfuse Navigation. Wir wollten das auch fotografieren, hat aber leider nicht geklappt.
Nach der Brücke hat die Navi sich wieder beruhigt und auf einmal gab es auch die Max Brever (oder so ähnlich) Road! Geht doch!
Noch mal locker 15 Kilometer durch die Pampa (zwischendurch Haltebuchten zum Fotografieren des Start-Areals) und dann gab es rechter Hand Parkplätze mit Beach Access. Den ersten angefahren und raus aus dem Auto in die Nachmittagshitze.
Über die Düne zum Strand – ich liebe das Meer, vor allem wenn es schön „wellig“ ist.
Rechts in weiter Ferne ein Zipfelchen von der Startrampe, um näher hinzugelangen gab es nur eine Entscheidung: ein Spaziergang am Strand. Ich hatte in weiser Voraussicht Shorts an und konnte meine Flip Flops hinten in die Hose stopfen. Jürgen stapfte in voller Montur durch den heißen Sand! Bepackt mit Fotoapparat und Video-Cam hüpfte ich durchs Wasser, ab und an ein Halt für ein schönes Bildchen oder eine Videosequenz. Nach geraumer Zeit kam Jürgen auch runter ans Wasser und stellte fest, dass es sich hier besser laufen ließ als oberhalb des Strandes im weichen Sand (er muss auf so was immer selber kommen, meine Hinweise sind da nicht angebracht!).
Es zog sich ganz schön – der Bereich ist übrigens eingezäunt und wird von einem Aussichtsturm aus bewacht. Aber der Zaun und der Turm rückten nur unmerklich näher. Zu meinem Erstaunen grummelte Jürgen kaum – was die Aussicht auf ein knapp 2 Kilometer entferntes Shuttle so alles ausmacht!
Zu dem Aussichtsturm führte ein Steg, den durfte man zur Hälfte auch betreten. Endlich freie Sicht auf das Gelände und fleißig Fotos und ein kurzes Filmchen gemacht. Beim Rückweg hatten wir Rückenwind, es ging auch etwas schneller (nur 25 Minuten). M&M-Check: alles okay!
Zurück nach Orlando ins Hotel, leider die Rush-Hour erwischt. Wir wollten eine kurze Pause im Hotel einlegen und dann erst fahren, aber mich hielt nichts mehr. Koffer gepackt, alles ins Auto verfrachtet und endlich weg.
Jürgen ist die ganze Strecke zurück gefahren, ich bin öfter eingenickt. Der Sonnenuntergang war wieder traumhaft schön (auch vom Highway aus) und schließlich erreichten wir um kurz nach 21 Uhr unser trautes Heim. War das schön!
Pizza bestellt und in den Pool gehopst – endlich wieder Ruhe und sauber und überhaupt!
Um Mitternacht habe ich dann meinem Lieblingsgemahl zum Geburtstag gratuliert – und dann sind wir schlafen gegangen – in unserem Traumhaus in Florida!